Senegal gestalten. MAMA AFRIKA erleben.

Design News / 01.09.2001

Senegal gestalten. MAMA AFRIKA erleben.

 
Senegal gestalten. MAMA AFRIKA erleben.

Die afrikanischen Rhythmen führten die Kölner Designerin Sandy Häßner in den Senegal, wo sie für ihre Abschlussarbeit ein professionelles Corporate Design zur Bekanntmachung der senegalesischen Percussiongruppe „Mama Afrika“ gestaltete. In Form fotografischer Dokumentationen wurden ihre Impressionen aus dem Senegal schon auf mehreren Ausstellungen präsentiert. Faszination Afrika als Inspirationsquelle für Design und Fotokunst.

„Denke ich an Senegal, dann denke ich an die Trommeln „Mama Afrikas“, die Gastfreundschaft und Wärme der Menschen, lachende Kinder, den Geruch von Thioraye, Ataya und Ceebu jen, die Gesänge der Mouriden und die vielen bunten Buschtaxen in den überfüllten Straßen Dakars. Senegal ist zu meinem zweiten Zuhause geworden.“, erzählt die ecosign Absolventin mit einem strahlenden Gesicht. Seit 7 Jahren pendelt die freiberufliche Kommunikationsdesignerin nun schon zwischen Dakar und Köln hin und her. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit, in der sie ein Promotion-Konzept für die senegalesische Percussion und Tanzgruppe „Mama Afrika“ realisierte, führte sie 2001 eine Reise nach Dakar. Nach ihrem erfolgreichen Abschluss an der Kölner ecosign/Akademie für Gestaltung ging sie für einen längeren Aufenthalt in den Senegal und arbeitete in Dakars größter Werbeagentur Publicom. Zurück in Deutschland setzte sie ihren Schwerpunkt auf die afrikanische Musikszene und vertiefte ihre Arbeit mit namhaften senegalesischen Künstlern, von traditionellen Griots bis hin zur Creme de la Creme der Hiphop Szene Dakars.

Der afrikanische Kontinent hat die 27-jährige Musikliebhaberin schon immer interessiert und als sie von „Mama Afrika“ eine Einladung in den Senegal bekam, musste sie nicht lange überlegen. Die Neugierde führte sie in eine Welt der afrikanischen Rhythmen, zu den sprechenden Trommeln, den lieblichen Klängen der Kora, den traditionellen Geschichtenerzählern Westafrikas, den lebhaften Alltagsgeräuschen Dakars, die sie zu der Erkenntnis brachte, dass der Musikbegriff, wie er für uns üblich ist, im Senegal nicht existiert, denn in Afrika bedeutet Musik Leben. Musik ist eine universelle Sprache, die über die Grenzen hinaus verstanden werden kann. Die Visualisierung der traditionellen senegalesischen Musik nahm sie als Herausforderung, um ein zeitgenössisches, professionelles Image für „Mama Afrika“ zu kreieren: Hierzu gehören u.a. ein neu entwickeltes Logo sowie die Gestaltung eines Buches inklusive CD-ROM, die Werbung sowie ein überarbeiteter Internetauftritt.

Die Zusammenarbeit mit den senegalesischen Musikern bereicherte nicht nur ihre persönliche Sichtweise, sondern brachte auch ihr fotografisches Talent ans Licht. Jedoch erwies sich die Arbeit im Senegal nicht gerade als Spaziergang, denn andere Kulturen und andere Sitten sind meist verbunden mit unvorhersehbaren Problemen. Die Recherche über afrikanische Musik stellte sich bereits in Deutschland als problematisch heraus, da hier nur wenig aktuelle Literatur darüber auffindbar war und selbst im Senegal gibt es kaum Publikationen zu diesem Thema. Ein Grund dafür liegt höchstwahrscheinlich in der afrikanischen Tradition der mündlichen Weitergabe aller geschichtlichen Ereignisse, denn es gibt bis heute eine hohe Analphabetenrate in Afrika. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung hat Zugang zu Büchern und die Möglichkeit zu einem Studium. Letztendlich konnte ihr Wissensdurst bei dem obligatorischen Ataya-Teetrinken, nächtelangen Tanzorgien und unzähligen Gesprächen mit senegalesischen Musikern gestillt werden.

Inspirationen für kreative Ideen und prägnante Bilder findet sie am leichtesten im Senegal, fernab von Zeitdruck und Materialismus. In Afrika gibt es für sie die wahren Lebenskünstler, denn dort lernt man mit einem Minimum an Materialien ein maximales Ergebnis zu erzeugen. „Weniger ist mehr“ lautet auch ihr Leitspruch. In ihren Fotos verzichtet sie deshalb lieber ganz auf Farbe, um dem Betrachter einen Freiraum für eigene Ideen zu geben. „Farbe lenkt nur vom Wesentlichen ab und meine Fotos sollen die Neugierde auf Menschen und Kulturen wecken.“ Natürlichkeit spielt in ihrer Arbeit eine sehr große Rolle, deshalb fotografiert sie auch am liebsten unbeobachtet, um das wahre Leben abzubilden. Jedoch liegt die Natürlichkeit in ihren Portraitaufnahmen eher im Detail. „Menschen zu fotografieren finde ich sehr faszinierend, weil man sich auf jede Person anders einstellen muss. Die Musiker von „Mama Afrika“ wollte ich so natürlich wie möglich abbilden und dabei ihre charakterlichen Merkmale sowie ihr musikalisches Talent in den Vordergrund stellen. „In den Portraits achte ich deshalb stark auf Details und mache beispielsweise Großaufnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven, kombiniert mit entsprechenden Hilfsmitteln wie etwa den verschiedenen Trommeln“. Kommunikation und Emotionalität im Design sind für sie die wichtigsten Faktoren, denn gutes Design sollte nicht nur Aufmerksamkeit erregen, sondern auch Gefühle wecken.

GLOSSAR

Ataya: ist grüner Tee, der im Senegal bevorzugt nach dem Essen getrunken wird.

Balaph: ist ein xylophonartiges Instrument, bei dem als Resonanzkörper Kalebassen unter die Klangstäbe montiert werden.

Ceebu jen: heißt Reis mit Fisch und zählt zu den beliebtesten Gerichten im Senegal.

Djembe: ist eine weit verbreitete Trommel in Senegal und Gambia.

Griots: sind die Berufsmusiker und Überlieferer der historischen Begebenheiten Westafrikas.

Kora: ist eine 21-seitige Harfenlaute.

Mouriden: ist eine islamische Bruderschaft im Senegal.

Sabar: ist die traditionelle Trommel Senegals, die mit einem Stock und einer Hand geschlagen wird.

Tama: ist eine sprechende Trommel, auch Talking Drum genannt.

Thioraye: senegalesisches Räucherwerk.

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