NTSU – eine der besten Schulen Asiens

Design News / 01.10.2013

NTSU – eine der besten Schulen Asiens

 
NTSU – eine der besten Schulen Asiens

250 graduierte Studenten aus über 80 Ländern hatten sich beworben. 12 haben es schließlich geschafft – darunter zwei ecosigner: Als Teilnehmer am "Summer Design Workshop" an der National Taiwan University of Science and Technology (NTUST) bekamen der Kommunikationsdesign-Student Maximilian Helldörfer und der Produktdesign-Student Paul Ketz eine spannende, lehrreiche und nicht zuletzt erfolgreiche Woche von ihren taiwanesischen Gastgebern spendiert.

Hier der Erfahrungsbericht von Maximilian Helldörfer:
Es begann mit einer Email von der Agentur, die für die Universität den Workshop leitete: Wegen der Menge an Bewerbungen würde die Auswahl der Teilnehmer eine Woche länger dauern. Daraufhin bereitete ich mich bereits innerlich darauf vor, eine Absage zu bekommen. Um so erfreuter war ich dann eine Woche später, dass ich direkt im ersten Auswahlverfahren genommen wurde, direkt unter den ersten Sechs, die benachrichtig wurden. Also kein Warten mehr, sondern Tatsachen – Flüge buchen, Dokumentationen ansehen, Taiwan-Wissen sammeln, und nicht zuletzt: einen Workshop-Partner suchen.

Nach der der Durchsicht von circa zwanzig Portfolios fällt auf: die Taiwaner haben extrem bunte und spielerische Portfolios, Zeitgeistig zumal. Was hier als Versuch identifiziert werden würde, seinen Arbeiten durch Reproduktion und Präsentation hipper erscheinen zu lassen, gehörte in den Portfolios eher zur Norm. „German Graphik Design is boring“ habe ich später in Taiwan als Sichtweise der dortigen Studierenden gehört. Eine patente Workshop-Partnerin habe ich aber trotz meines ernsten, konzeptlastigen deutschen Portfolios dennoch gefunden: Yi Chung Chen. Wobei ich festgestellt habe, dass es überhaupt nicht so gut ankommt, zu versuchen die Namen chinesisch auszusprechen. Erstens spricht man es dauernd falsch aus, da die Betonung so ungewohnt wichtig ist – und das wirkt dann schnell albern – und zweitens bekommen die Taiwaner ihre englischen Namen von ihren Eltern oder spätestens im Englisch-Kurs verliehen und freuen sich ihn benutzen zu dürfen. Er korrespondiert in einem für deutsche nicht nachvollziehbaren System mit der Silbe auf der der Vorname endet, und steht dann sogar im Pass. In diesem Fall „Joy“.

Wenn man in Taiwan ist, wird einem auch klar, warum Deutsches Grafik-Design dort nicht so sehr gefragt ist: unten ist noch Platz auf einer Packung frei? Muster drauf, Preis groß und bunt machen, Gold, Relieflack, in jedem Fall passt da noch was drauf.
Also Zeitsprung nach Taiwan.

Ich hatte in Köln schon wochenlang geübt, einen kompletten Anzug bei 38 Grad zu Tragen, extrem warm war es trotzdem: Formal war es in Köln zu dieser Zeit zwar gleich warm, aber durch die extreme Luftfeuchtigkeit und die Tatsache, dass es nachts kaum abkühlt, spürt man den starken Unterschied.

Der Workshop begann mit Sight-Seeing und Kennenlernen.Das Programm war straff: Nach einem Tag sollte man einen Eindruck bekommen haben. Eine Mixtur aus traditionellen und modernen Museen sollte dabei helfen. Zu unserer Überraschung mussten wir Workshop-eigene T-Shirs tragen, auf die formelle Kleidung wurde verzichtet. Also wurden wir in magentafarbenden T-Shirts mit Zebras darauf von einem Ort zum anderen gefahren und in mir stieg etwas Neid auf die Produktdesigner im Nachbar-Bus auf, trugen diese doch immerhin cyanfarbende Shirts mit Bären darauf.

Wenn die Sonne nicht mehr so extrem ist, wird Taipei von Nachmärkten und Roller-Fahrern dominiert. Die Rush-Hour nach Feierabend wird ergänzt durch den „Night-Rush“, die zweite Rush-Hour ab 22 Uhr, in der die extrem hart arbeitenden Menschen und Studenten von ihrem Arbeitsplatz nach Hause oder eben zu einem dieser Märkte fahren. Auf den Nachtmärkten kann man sich so ziemlich jedes Tier in irgendeine Form bringen und frittieren lassen. Aber auch gedämpft, gebraten und gegrillt wird dort fleißig. Die meisten Leute essen dort oder in kleinen Garküchen zu Abend, da viele Wohnungen keine richtige Küche haben und das Essen dort gut und günstig ist.

Die Methode des Workshops war recht konservativ: eine Stunde, um in festgelegter Form zu brainstormen gefolgt von einer Präsentation des Themas, mit dem man sich die nächsten Tage beschäftigen wollen würde. Das war erstmal ein ziemliches Problem: Da wir nicht vorhatten, ein Design im Sinne von „Taiwanesisches Stereotyp trifft deutsches Stereotyp“ (Beispiel: Deutscher Kloß Hand in Hand mit Chinesischem Baoze) waren wir recht überrumpelt. Wir begannen ein Infografik-Design zu entwickeln, welches in einer Art funktioniert, bei der es erst einmal darum geht, zu entscheiden was man essen oder trinken möchte. Der Name: „Dra‘ank – Drinks of Da‘an“ (ein Innenstadtviertel in dem die Uni und einige Hotels beheimatet sind). Diese einfache Auseinandersetzung mit der Stadt – so das Konzept – sei aussagekräftiger als riesige Rundumschläge. Denn tatsächlich: es ist fast nicht möglich einen authentischen Ort zu finden, wenn man niemanden zum Übersetzen oder wenigstens zum Vorlesen dabei hat. So entwickelten wir ein Konzept, das genau umgekehrt wie ein Stadtplan funktioniert: Ausgehend von dem Interesse an einer Sparte Essen oder einem Getränk, z.B. Tee, fächern sich die Informationen auf in feingliederigere Entscheidungen wie zum Beispiel, ob etwas typisch Taiwanesisch ist oder ein Hype aus Japan; Traditionell aus Taipei, adaptiert, oder generell Chinesisch. Diese Kategorie besitzt dann einen speziellen QR-Code, der die Adressen in Google-Maps aufruft, und die Reise kann losgehen, ohne dass man chinesischer Schriftzeichen mächtig sein müsste. Alles in allem ein simples System, um als Ausländer ein bisschen besser in Taipeh klar zu kommen und seinen Aufenthalt gezielter strukturieren zu können.

Die Ausarbeitung des Konzeptes war extrem anstrengend, wir hatten drei Tage Zeit und waren daher jeweils bis in den späten Abend hinein in der Uni, danach in einem Kaffehaus, und wenn das ebenfalls schloss, ging es noch in der Hotel-Lobby weiter. Die Taiwaner sind es gewohnt so zu arbeiten und auch bereit dazu, alles zu geben und dann wenige Stunden zu schlafen. Und woin Deutschland bei über 20 Grad Celsius der Ruf nach hitzefrei ertönt oder wenigstens die Seminare nach Möglichkeit ins Freie verlagert sollen, wird in Taiwan einfach weiter am Platz gesessen – bei technischen Kursen oder Software-Kursen gerne auch in kleinen Büro-Boxen mit Trennwänden.

Am Ende wurden wir gerade so fertig und schafften es mit dem letzten Prozent Energie in die Abschlusspräsentation, wo schon einige Studenten vor Erschöpfung mit dem Kopf auf dem Tisch schliefen, um etwas Energie für die eigene Präsentation zu haben. Bei den größeren Reden der letzten Tage war mir schon aufgefallen, dass viele Studenten die Zeit nutzen um ein „Power-Nap“ zu machen – weniger aus Faulheit mehr aus Erschöpfung und einer sehr obskuren Zeit-Ökonomie.

Wir präsentierten die Arbeiten vor einer Fünfköpfigen Jury und konnten uns am Ende über den „Creative Design Honor Award“ freuen. Nach der Preisverleihung wurden wir unverzüglich in einen Bus gepackt und zu einer „Party“ gefahren. Viele der Taiwaner tranken vor Glück und Erleichterung ein Bier, was recht ungewöhnlich wirkte, denn getrunken wird dort eigentlich nie. Trotz vollen Einsatzes seitens einer eigenartigen Cover-Band löste sich die Veranstaltung recht schnell auf, da sich bei den Workhop-Teilnahmern die aufgestaute Erschöpfung der vergangenen Tage bemerkbar machte.

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