Praktikum in Puerto Vallarta, Mexiko

Design News / 01.11.2007

Praktikum in Puerto Vallarta, Mexiko

 
Praktikum in Puerto Vallarta, Mexiko

Ein Jahr in Mexiko, ein Jahr in meinem vertrauten und doch so fremden Geburtsland.

Meine Motivation für dieses Abenteuer war neben privaten Gründen meine erste Annäherungen an meine Diplomarbeit die mich zunächst nach Chiapas, an die Grenze Guatemalas zur "Ruta del Cafe" in Nueva Alemania trieb. Tapachula ist gefährlich und so habe ich die Ruhe und Abgelegenheiten der unglaublichen Kaffeefincas sehr genossen. Hier habe ich meine ersten Monate in Mexiko verbracht, über die noch zu hören sein wird.

Grafik- und/oder Kommunikationsdesign wie wir es kennen spielt in Tapachula kaum eine Rolle. Arbeiten die hier von uns getan werden, werden dort von Künstlern und Malern auf traditionelle Weise gestaltet.

Die Gestaltung in unserem Sinne scheint in Mexiko noch zu schlafen. Der ein oder andere selbsternannte oder auch studierte Designer geht seiner Arbeit nach, die aber wenig mit unserem Beruf zu tun hat. An der ein oder anderen Stelle, meist in den großen Städten, ist sie aber erwacht und wird von Gestaltern vertreten, die mich überrascht haben und meiner Meinung nach mit den uns bekannten mithalten können. Auch den Bezug zur Ökologie haben gute mexikanische Designer bereits für sich entdeckt und so konnte ich verfolgen, wie eine Gruppe ökologisch gestaltender Menschen entsteht, die sich austauscht und miteinander weiterentwickelt.

Puerto Vallarta ist ein Touristenort, ein Gemisch aus hier lebenden Mexikanern und Amerikanern, Canadiern und Franzosen die hier die Winter verbringen. Man sollte meinen gerade hier sei unser Beruf gefragt, aber gerade hier hatte ich es besonders schwer. Während Produktdesign groß geschrieben wird und Produktdesigner, darunter sehr gute und auch immer wieder bekannte, an jeder Ecke zu finden sind, bin ich in einer kleinen Agentur für Grafikdesign gelandet, in der ich kleine Arbeitsschritte übernehmen durfte die man wohl als Hin-und Herschieben von Pixeln bezeichnen könnte. Erst nach und nach versuchte ich meine Arbeitsweise mehr einzubringen und konnte schließlich Kunden für mich gewinnen, deren Aufträge ich auf meine Weise von zu Hause aus bearbeitete. Den Job in der Agentur gab ich bald auf, arbeitete von zu Hause aus und machte mich schließlich auf die Suche nach einer neuen Herausforderung, die mich meine Art der Gestaltung machen ließ, dabei aber etwas vom Computer wegbringen sollte.

So bin ich, zunächst mit Angst vor kitschigen Einladungskarten, für meine leider sehr kurze Restzeit in Mexiko, bei einem Weddingplanner gelandet. Die Hauptzielgruppe Touristen, von denen viele lediglich für ihre Hochzeit am Strand kamen. Aber auch Mexikaner, die nur das Beste vom Besten für den großen Tag ihrer Kinder wollten, für den sie ein Leben lang sparen. Es sind Hochzeiten, die ein Leben lang erträumt wurden, mal am Strand, mal in den Bergen, mal auf einem großen Segelschiff auf hoher See, mal in einer kleinen abgelegenen Bucht zu der die Gäste mit kleinen, nur mit Fackeln erleuchteten, Bötchen geschifft werden. Meine Aufgabe war es die Ideen und Wünsche der Paare durch den ganzen Abend ziehen zu lassen, das ganze als stimmig erscheinen zu lassen, von der Planung der Hochzeit, über den Empfang der Gäste, den Transport zum Festort, die Unterhaltung des Abends bis zum Ausklang und schließlich der Bedankung. Ich musste das ganze nicht allein organisieren, lediglich die Ideen, das Leitsystem und die Mitverfolgung und Überwachung der Umsetzung, so wie die eher grafischen Gestaltungen, von Einladungskarten über Speisekarten, die Gestaltung von individuellen Weinettiketten, kleinen Geschenken für die Gäste, der Tischdekoration etc., waren meine Aufgabe, bei der ich ebenfalls viel Unterstützung bekam. Für jedes einzelne Fest konnten wir ein kleines Erscheinungsbild und Leitsystem gestalten, welches den Wunsch und die Vorstellungen für den schönsten Tag im Leben der Paare erfüllen und lange in Gedanken bleiben sollte.

Meine Zeit beim Weddingplanner war leider sehr kurz, aber ich kann schon nach dieser kurzen Zeit sagen, dass ich mit dieser Arbeit etwas gefunden habe, was für mich der Inbegriff von Kommunikatonsdesign ist und über die reine Konzept- und Computerarbeit hinausgeht. Nebenbei hatte ich meine Arbeit in einem kleinen Familienrestaurant der Familie Diaz, welches lediglich 3 Tage die Woche im Hof des Hauses der Familie geöffnet wird. Das namenlose Restaurant ist zum Insider von Mexikanern und Touristen geworden, die oft den Umweg über La Cruz de Huanacaxtle nur der Tacos wegen nehmen und ihm inzwischen den langsam auch im Internet verbreiteten Namen "Tacos on the Street" gaben. Die Zeit hier und mit der Familie war unglaublich liebevoll, fröhlich, offen. Familie wird in Mexiko groß geschrieben, Familie ist hier alles und ich hatte und habe das Glück zu dieser wunderbaren Familie dazu zu gehören, die für mich wohl ein Leben lang eine Anlaufstelle sein wird.

Laura Neugebauer

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