Carpe Mortem
Fotografie
Gestalterin: Victoria Schumacher
Entstanden: Wintersemester 2021/22
Wir als Gesellschaft brauchen eine Auseinandersetzung mit dem Tod, um das Trauma der eigenen Sterblichkeit zu überwinden. Die Konfrontation mit der Todesthematik birgt einen transformativen Haltungscharakter, da sie der Inbegriff von Veränderung ist. Momentan herrscht in westlichen Gesellschaften ein Achtsamkeitsboom. Aber was auf den ersten Blick als eine erfreuliche heilsame Auseinandersetzung erscheinen mag, ist lediglich eine verkapitalisierte Form jahrtausendealter, überwiegend buddhistischer Praktiken. Wir entfernen uns von uns selbst und das Thema Tod wird immer weiter verdrängt. Stattdessen versuchen wir uns selbst zu optimieren.
Vor einem Jahr verstarb Victoria Schumachers geliebte Großmutter, was sie zum ersten Mal in tiefe Trauer bewegte. Die neuen Gedanken verbunden mit diesem Ereignis schenkten ihr Einsichten, die sich für sie als Motor herausstellten, sich diesem Thema anzunehmen. Es stellt sich die Herausforderung, den (eigenen) Tod bewusst in den Alltag zurückzurufen, um ein achtsames Handeln im Miteinander und der Umwelt zu bewirken. Victoria Schumacher entschied sich dazu, ihre Verarbeitung fotografisch zu begleitet. Die anfängliche Konfrontation bilden dokumentarisch anmutende Bilder aus der Heimat der Großmutter. Dabei steht besonders die Leere, Trauer und Resignation durch den Verlust im Fokus. Im Verlauf der Auseinandersetzung wurde eine weitere Lebenssituation als Gegenpol fotografiert, die von Lebendigkeit erzählt und somit den zweiten Teil der Reise zeigen, in der gelernt wird, das Leben und das Jetzt wertzuschätzen. So wie das Leben ständig in Bewegung ist und alles seine Form verändert, geschieht es auch in diesem Buch. Victoria Schumacher freundet sich mit der Sicherheit der Unsicherheit an und nutzt den Tod – carpe mortem.