Corpus Delicti
Kommunikationsdesign
Gestalterin: Kerstin Bunke
Entstanden: Wintersemester 2007/08
Die Gesellschaft gibt das Raster und den Konstruktionsrahmen der individuellen Identität vor. Die Selbstsicht auf Fragen zu Identität und Geschlecht hängt von den vorgegebenen Bildern ab, die eine Gesellschaft anbietet.
In ihrem Film „Corpus Delicti“ und dem dazugehörigen Buch spielt Kerstin Gerhards mit diesen Erwartungen an die Eindeutigkeit von Geschlecht. Es wird keine lineare Geschichte erzählt, sondern handelt sich um fragmentarische Begegnungen zweier Menschen. Diese sind nicht sofort als männlich oder weiblich einzuordnen, da sie sich in Ganzkörperanzügen bewegen, die geschlechtstypische Merkmale ausblenden. Auf diese Weise findet eine Anonymisierung und Entpersonalisierung statt. Die beiden Protagonisten agieren sowohl miteinander als auch isoliert. Sie wechseln ständig ihre Rolle. Der Wechsel des Geschlechts geschieht durch den Wechsel des Anzuges und der Posen. Durch die ständige Umkehrung kommt es zu einer permanenten Irritation des Zuschauers. Dadurch zeigt der Film, wie schwierig es für den Betrachter ist, die Identität einer Person zu bestimmen, wenn die üblichen und erwarteten Signale fehlen und/oder absichtlich manipuliert werden. Er parodiert die vermeintlich eindeutigen Geschlechterzuweisungen und deckt so die gesellschaftliche Konstruktion von Identität und Geschlecht auf.