Die Brennessel unter den Liebesblumen
Fotografie
Gestalterin: Nola Bunke
Entstanden: Sommersemester 2010
Die Abschlussarbeit Nola Bunkes handelt von der Intensität gegenseitiger Betrachtung, von Individualität und davon, sich selbst im Anderen wiederzufinden. Kurz: vom Unerklärbaren – dem Blick. Ganz selten verweist der Mensch im Bild nur auf sich selbst, als Einzelwesen. In diesem Moment verschwindet die Kamera und ein Zauber entfaltet sich.
Nola Bunke fertigte fotografische Porträts mit Belichtungszeiten zwischen zwei und zehn Sekunden an, um nicht in den Augenblick hinein, sondern aus ihm hinaus zu fotografieren. Individuation bedeutet immer Verletzungserfahrung und die Fähigkeit zu scheitern birgt ein unglaubliches Potential zu lernen. Das Ich formt sich durch seine Reibung an der Welt zu seiner Nichtreproduzierbarkeit. „Meine Abschlussarbeit sollte heranwachsen, sie selbst werden, also habe ich mich ihr ausgesetzt“, führt Bunke aus. „Damit meine Bilder Einzelne werden können, machen die Negative einen Individuationsprozess als Gegenstände durch, jeder für sich. Ich habe sie in Kontakt mit Feuer, Wasser und Gift gebracht. Sie sind zerkratzt, angegriffen und geheilt worden. Gelingt das Bild, dann sieht ein auf sich selbst verweisendes Individuum aus dem Bild heraus und sein gedehnter Blick trifft den Betrachter. Was bleibt ist ein Unerklärbares, das Antlitz als lesbare Oberfläche, die sich nicht entschlüsseln lässt. Es zeigt sich und verbirgt sich zugleich in der Dichte des Blicks.“