Obdachlose mit Zukunft

Fotografie

Gestalter: Philip Mallmann, 8. Semester
Entstanden: Sommersemester 2020

Philip Mallmann über das Projekt: Vor vier Monaten rief mich Andre an, der seit Jahren gegen seinen Willen auf der Straße lebt. Die Stadt Köln appellierte zu diesem Zeitpunkt – coronabedingt – an die Kölner, Zuhause zu bleiben. Andre, der wie ca. 6.000 weitere Obdachlose in Köln, kein Zuhause hat, stellte sich die Frage: „Wohin soll ich?“ Daraufhin besetzte er ein Haus auf der Marktstraße in der Südstadt und befreite sich von der Obdachlosigkeit. Mit seinem Fahrrad fuhr er durch Köln, erzählte Menschen in gleicher Situation von seiner Aktion, um ihnen dann ein Zimmer anzubieten. So gründete sich das „OMZ“ (Obdachlose mit Zukunft) und bietet mittlerweile für 30 Menschen ein Zuhause.

Seit 7 Monaten wohne ich nun selbst in diesem Haus und dokumentiere fotografisch wie sich die Bewohner und das Zusammenleben entwickeln. Jeder hier hat seine Vorgeschichte, Erfahrungen, die für Misstrauen sorgen. Es sind kleine Gesten des Alltags, die solche Barrieren Stück für Stück aufbrechen. Es wurden Küchen, Badezimmer, Aufenthaltsräume und Schlafzimmer gebaut. Alles aus Sperrmüll und den Skills der Bewohner. Die Zeit und die stetigen Herausforderungen haben eine Gemeinschaft geformt, deren Stabilität niemand für möglich gehalten hätte.

Nach langwierigen Anstrengungen der Bewohner und Unterstützergruppen, wurde eine Duldung ausgesprochen. Die Stadt erkannte, dass dieses Selbstverwaltete Pilotprojekt eine Innovation ist und eventuell einen nachhaltigen Lösungsansatz für das wachsende Problem der Obdachlosigkeit bietet. Das OMZ ist nun ein eingetragener Verein und kämpft weiter für seinen Fortbestand.